Artikel zur Jubiläumsfeier vom 21.-22. September 2018

Mit dem Herbstanfang feierte das Waldorfkinderhaus in Baierbrunn sein 25-jähriges Jubiläum. Auftakt der Feierlichkeiten am 21. September abends war der Vortrag von Angela Kranich (Waldorfpädagogin, Erzieherin und Kindheitspädagogin) zum Thema „Gesund fürs Leben – wie bildet die Waldorfpädagogik in Krippe und Kindergarten Grundlagen für die Gesundheit“. Am 22. September ging es weiter mit einem herbstlich bunten Programm für Klein und Groß beim Tag der offenen Tür im Waldorfkinderhaus.

„Kinder fühlen sich in einem System überfordert, das nur die Fähigkeiten fördert, die von der Wirtschaft verlangt werden. Deshalb sind wir mehr denn je aufgerufen, uns Gedanken zu machen, wie wir das Aufwachsen der Kinder am besten gestalten, damit sie alle ihre Fähigkeiten entfalten und ein gesundes Verhältnis zu sich selbst aufbauen können.“ So eröffnet Angela Kranich ihren Vortrag am Freitagabend. Doch wie schafft man das in einer Welt, in der meist beide Elternteile im Berufsleben stehen und jeden Tag den Spagat zwischen den Bedürfnissen des Kindes und den Anforderungen des Alltags meistern sollen? „Der Preis dabei ist, dass wir zwar vieles gleichzeitig tun, aber nicht in die Vertiefung kommen. Denn diese braucht Zeit, die wir nicht haben.“ so Angela Kranich weiter.

Antworten findet sie in der Waldorfpädagogik, die Kohärenz und Resilienz als wichtigstes Bildungsziel nennt. Ernährung, Atmung und Sinneseindrücke tragen zur Entwicklung eines gesunden Menschenwesens bei. Durch einen lebendigen Tages-, Wochen- und Jahresablauf wird ein stärkendes Umfeld geschaffen, das sich auf die kindliche Bildung der Körperfunktionen positiv auswirkt. All diese Aspekte werden im Waldorfkinderhaus durch die Fachkräfte integriert und so ein Lebensraum geschaffen, der die Welt für die Kinder durchschaubar und erlebbar macht.

Angela Kranich erklärt dazu: „Im Wochenlauf wiederkehrende Tätigkeiten wie Semmeln backen, im Garten arbeiten, den Gruppenraum pflegen und je nach Jahreszeit zu gestalten haben einen Sinn im Gefüge der Gemeinschaft und unterstützen die Bildungsziele. Geschichten, Märchen, Fingerspiele, Kreisspiele, bewegte Reime und Lieder im Reigen werden im Waldorfkinderhaus nicht willkürlich ausgesucht, sondern erschließen den Kindern die Qualitäten und Inhalte der Jahreszeiten und ihrer Feste.“ Rudolf Steiner schreibt dazu in „Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft“: „Was in der physischen Umgebung vor sich geht, ahmt das Kind nach, und im Nachahmen gießen sich seine physischen Organe in die Formen, die ihnen dann bleiben.“

Der Tag der offenen Tür am Samstag wurde vom Vereinsvorsitzenden Jess Walter, der Waldorfkinderhaus Leiterin Gitte Wolf und Elternbeirätin Christina Kilian feierlich im Garten eröffnet. Im Anschluss gab es verschiedene Programmpunkte und Stationen zum Mitmachen sowie ein üppiges Buffet aus selbstgebackenen Köstlichkeiten. So saßen Eltern und Kinder in der warmen Nachmittagssonne auf Decken im Garten und banden bunte Herbstkränze aus einer Fülle von gesammeltem Pflanzen und Blüten. Am Tisch daneben bedruckten die Kinder selbstgenähte Stoffwimpel mit farbigen Stempeln aus Kork, die dann zu einer großen Wimpelkette zusammengefasst wurden. Diese verbleibt als Andenken und Schmuck für weitere Feste und Kindergeburtstage im Waldorfkinderhaus. Währenddessen bastelten die Kinder im Haus viele bunte Herbstdrachen und später luden die Erzieherinnen zum Tischpuppenspiel "Juraj mit dem Zaubersäcklein" in einen der Gruppenräume ein. Am frühen Abend konnten Groß und Klein sich bei Eurythmie ausprobieren und zu guter Letzt wurde das Fest mit dem gemeinsamen Abschlusssingen beendet.