Pädagogik für die Kleinkindgruppe

Ein Grundbedürfnis für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren ist es, alles selbst auszuprobieren. Durch vielfältige Angebote in der Raumgestaltung kann das Kind in Ruhe und eigenem Tempo seine Bewegung entwickeln und üben. Das Spielmaterial ermöglicht es den Kindern, Gegenstände ein- und auszufüllen, den Unterschied zwischen Schwer und Leicht zu erfahren, Höhen und Tiefen auszuloten oder zu geben und zu nehmen. Im Spiel erlangt das Kind Selbstbewusstsein und schafft die Grundlage für späteres Lernen.

Pädagogik im Kindergarten

Der Kindergarten will die Kinder in ihrer Entwicklung stärken, sowohl im körperlichen als auch seelisch-geistigen Bereich als gesunde Grundlage für das ganze Leben. Die Kinder lernen durch Vorbild und Nachahmung der Kindergärtnerin. Sie regt die Kinder durch einfache Tätigkeiten zum Spiel an: Essen zubereiten, den Gruppenraum gestalten und pflegen oder Spielzeug reparieren und herstellen. Das Spielzeug ist aus Naturmaterialien und fördert die Phantasie. Die verschiedenartige Beschaffenheit der Materialien spricht alle Sinne des Kindes an. Im Spiel kann das Kind ausprobieren und seine Ideen und Fähigkeiten verwirklichen.

Das Spielmaterial ist einfach und vielfältig: Körbe mit Tannenzapfen, Kastanien, Muscheln und Steinen, die in der Natur gesammelt wurden; dazu Tücher und Spielständer, Bänder, einfache Puppen, gestrickte Tiere – nichts ist fertig, alles kann sich verändern von einem Augenblick zum nächsten, ein Stückchen Holz gerade noch Bügeleisen, wird zum Telefon. So werden Phantasiekräfte gepflegt und entwickelt, die später zur Grundlage eines kreativen Denkens werden können. Spielkräfte der ersten Kindheit verwandeln sich zu freien schöpferischen Kräften.

Neben dem freien Spiel gibt es künstlerische Tätigkeiten wie Malen, Musizieren, Kneten mit Bienenwachs oder Eurhythmie. Die Sprache und Bewegung wird gefördert durch jahreszeitliche Reime und Lieder im Rollenspiel, das Erzählen von Märchen und Geschichten, Fingerspiele oder Kreisspiele. So erlangt das Kind eine Beweglichkeit in seiner Ausdrucksmöglichkeit und lernt kulturelle Zusammenhänge kennen. Das Kind lernt zuzuhören und sich in das Gruppengeschehen einzuordnen. Die Mahlzeiten am Vormittag werden gemeinsam während des Freispiels mit Zutaten aus biologischem Anbau zubereitet und nach der ersten Spielzeit miteinander gegessen.

Das alles ist eingebunden in einen festen Rhythmus, der den Tag, die Woche und das Jahr gestaltet. Der sich täglich wiederholende Tagesablauf, das Pflegen von Ritualen, die rhythmische Gestaltung der Woche mit den sich wiederholenden künstlerischen und handwerklichen Tätigkeiten, den jeweiligen Mahlzeiten, wiederkehrende Ereignisse im Jahreslauf, die Freude und Vorbereitungen auf die Feste unterstützen die seelische Ausgeglichenheit der Kinder und wirken bis in ihre körperliche Gesundheit hinein. Das Kind bekommt dadurch Sicherheit und Vertrauen.

Die Betreuerinnen unterstützen die Aktivität der Kinder, geben Ermunterung und Rückhalt. Der Beziehungsaufbau zu jedem Kind wird achtsam und feinfühlig beim Wickeln, Anziehen, Essengeben und Schlafenlegen gepflegt. Jede der Betreuerinnen hat ihre Kinder, für die sie die erste Anlaufstelle ist und die individuell fördert. Rhythmus und Wiederholung von Spiel, Liedern, Fingerspielen, Pflege, Essen und Schlafen gibt den Kindern Sicherheit und Orientierung.